Die letzte Generation by Arthur C. Clarke

Die letzte Generation by Arthur C. Clarke

Autor:Arthur C. Clarke [Clarke, Arthur C.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-01-02T16:00:00+00:00


Es hätte die Kabine eines Raumschiffes sein können, aber sie war es nicht. Die Wände waren mit Meßgeräten und Instrumenten bedeckt. Fenster waren nicht darin, nur ein großer Bildschirm vor dem Piloten. Das Schiff konnte sechs Passagiere aufnehmen, aber im Augenblick war Jan der einzige.

Er beobachtete gespannt den Bildschirm und nahm jede Einzelheit dieser sonderbaren und unbekannten Region, während sie vor seinem Auge vorbeiglitt, in sich auf. Unbekannt war sie, ja, so unbekannt wie irgend etwas, was er jenseits der Sterne sehen würde, wenn sein toller Plan glückte. Er begab sich jetzt in ein Reich von Geschöpfen, die wie aus Alpträumen stammten, die einander in einer seit Anbeginn der Welt ungestört gebliebenen Finsternis belauerten. Es war ein Reich, über das die Menschen Jahrtausende lang dahingefahren waren: Es lag nicht mehr als tausend Meter unter dem Kiel ihrer Schiffe, aber bis vor hundert Jahren hatten sie weniger darüber gewußt als über das sichtbare Antlitz des Mondes.

Der Pilot ging von der Oberfläche des Ozeans in die noch unerforschten Tiefen des südlichen Pazifiks hinunter. Jan wußte, daß er der unsichtbaren Führung der Schallwellen folgte, die von den auf dem Grunde des Ozeans angebrachten Apparaten erzeugt wurden. Noch befand sich das Schiff so hoch über dem Meeresgrund wie die Wolken über der Erdoberfläche.

Es gab sehr wenig zu sehen. Die Sucher des Unterseebootes durchforschten die Gewässer vergeblich. Die durch seine Düsen hervorgerufene Störung hatte wahrscheinlich die kleineren Fische verscheucht: Wenn irgendein Geschöpf sich näherte, um die Störung zu untersuchen, so würde es so groß sein, daß es den Begriff Furcht nicht kannte.

Die kleine Kabine vibrierte von Kraft, jener Kraft, die das ungeheure Gewicht des Wassers über ihren Köpfen meistern und diese kleine Blase von Licht und Luft schaffen konnte, in der Menschen zu leben vermochten. Wenn diese Kraft versagte, dachte Jan, so würden sie Gefangene in einem Metallsarge sein, tief im Schlamm des Ozeangrundes begraben.

»Zeit, eine Messung zu machen«, sagte der Pilot. Er drehte an einigen Schaltern, und das Unterseeboot kam langsam zum Stillstand, als die Düsen den Antrieb einstellten. Das Schiff lag regungslos da und schwamm in völligem Gleichgewicht, wie ein Ballon in der Atmosphäre.

Es dauerte nur einen Augenblick, mit Hilfe der Schallwellen ihre Position festzustellen. Als der Pilot seine Instrumente abgelesen hatte, bemerkte er: »Ehe wir die Motoren wieder anstellen, wollen wir versuchen, ob wir irgend etwas hören können.«

Der Lautsprecher erfüllte den stillen kleinen Raum mit einem leisen, andauernden Gemurmel von Tönen. Es gab darin kein auffallendes Geräusch, das Jan von den übrigen hätte unterscheiden können. Es war ein gleichmäßiger Hintergrund, in dem alle einzelnen Töne ineinander übergingen. Jan wußte, daß er hier dem Gespräch der Myriaden von Meerestieren miteinander lauschte. Es war, als stände er mitten in einem Walde, der von Leben strotzte, nur daß er dort einige Stimmen erkannt hätte. Hier konnte nicht ein einziger Faden des Tongewebes herausgelöst und identifiziert werden. Es war so fremd, so fern allem, was Jan je erlebt hatte, daß sein Schädel zu brummen begann. Und doch war dies ein Teil seiner eigenen Welt …

Der Schrei



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